Ganz ohne Glaskugel
Es ist Zeit für ein Geständnis. Es fällt mir schwer, Sie zu enttäuschen, doch es muss sein: „Ich habe keine Ahnung, wohin der Dollar geht!“
Bei nahezu allen Kundenevents der letzten 20 Jahre kam eine Frage wie das Amen im Gebet: „Wie ist Ihre Meinung zum Dollar?“ Oder noch konkreter mit Zeitrahmen: „Was wird der Dollar in den nächsten 6 Monaten machen?“
Wer schon so lange wie ich im Geschäft ist, beantwortet solche Fragen souverän und ohne Zögern. Ich beginne bei der Wirtschaftsentwicklung und Notenbankpolitik, führe Inflation und Zinsdifferenzen ins Feld und füge am Ende noch ein wenig Geopolitik und Kaufkraftdifferenz hinzu. Fertig ist das Rezept für die fundierte Dollar-Meinung.
So machen es die anderen doch auch! Und sie zögern nicht, exakte Prognosezahlen zu publizieren. Ich fürchte, die meisten sind sogar davon überzeugt, besser als der Zufall zu sein.
Wer mir nicht glaubt, braucht lediglich „Dollar Ausblick“ googeln und voilà, ganz oben bei den Ergebnissen steht: „Auf Sicht von sechs Monaten erwarten wir einen Wechselkurs um EURUSD 1,1100.“ So einfach geht’s. Obwohl, ein wenig enttäuscht bin ich schon. Denn eigentlich müsste die Prognose 1,1101 oder 1,1099 lauten. Laut Untersuchungen werden nicht-gerundete Zahlen tatsächlich als kompetenter und richtiger empfunden. Also bitte, wenn schon Hokuspokus, dann richtig.
Aber gehen wir ein paar Schritte in meiner Geschichte zurück. Ich gebe diese souveräne Antwort natürlich nicht ohne Zögern. Meine Standardantwort ist genau das Eingangsstatement. Als mich meine Kolleginnen und Kollegen das erste Mal als Vortragenden zu einer Gutmann Kundenveranstaltung einluden, habe ich sie damit noch mächtig erschreckt. Wie, er hat keine Ahnung??
Genau darum geht es
Es ist wichtig, einzugestehen, wenn etwas nicht prognostizierbar ist. Niemand weiß, wie sich der US-Dollar in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten entwickeln wird. Das gilt auch für den Aktienmarkt und alle anderen Finanzmärkte. Komplexe, adaptive Systeme mit Millionen Teilnehmern sind nicht vorhersehbar.
Aber was bedeutet das? Kann man Geld so managen? Ja, unbedingt! Die Lösung ist die prognosefreie und disziplinierte Veranlagung. Abgestimmt auf die Ziele, die man hat und wie viel man aushalten kann, um sie zu erreichen. Am besten mit Gutmann-Experten beratend an der Seite, aber ganz sicher ohne Glaskugel.
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