03.02.23 07:00 - Lesezeit

Investieren mit Mut und Disziplin

Robert Karas

Chief Investment Officer, Partner

Das Leiden von Krieg und Gefangenschaft kann niemals mit den Herausforderungen des Investierens verglichen werden. Lehren aus heroischem Verhalten darf und soll man jedoch ziehen. Ein Mann, der auch nach Jahrzehnten Erstaunen und Bewunderung ob seiner Haltung hervorruft, ist der 2005 verstorbene Admiral James B. Stockdale.

Wie hat es Stockdale sogar in Managementbücher geschafft? Den Stein ins Rollen brachte wohl der Managementexperte Jim Collins, der mit ihm sprach und es in seinem Bestseller Good To Great verarbeitete. James Stockdale, genannt ‚Jim‘, wurde am 9. September 1965 als 40-jähriger Kampfpilot und Marineoffizier in Nordvietnam abgeschossen. Der Vietnam-Krieg war im vollen Gange. Nach seiner Fallschirmlandung kam Jim für 7 ½ Jahre in das Hoa Lo Gefängnis in Hanoi. Die amerikanischen Häftlinge tauften es später Hanoi Hilton. Er wurde 20-mal gefoltert. Unvorstellbar! Jim Collins fragte ihn, wie man das aushält. „Ich habe nie bezweifelt, dass ich wieder frei sein würde. Dass ich am Schluss als Sieger hervorgehe“, sagte Stockdale.

Collins fragte ihn: „Wer hat es nicht raus geschafft?“ Stockdale: 

„Oh, das ist einfach, die Optimisten. Diejenigen, die sagten, bis Weihnachten sind wir draußen. Weihnachten kam und Weihnachten ging. Dann sagten sie, bis Ostern sind wir draußen. Und dann Thanksgiving und dann wieder Weihnachten. Sie starben an gebrochenen Herzen. Du darfst nie den Glauben verlieren, dass Du am Ende siegen wirst, aber Du darfst ihn auch nicht mit der Disziplin verwechseln, dass Du Dich den brutalsten Fakten Deiner aktuellen Realität stellen musst. Wie auch immer die aussehen sollten.“ 

Grundsätze für alle Lebensbereiche

Jim Stockdale hat uns Grundsätze hinterlassen, die in vielen Lebensbereichen hilfreich sein können. Darunter auch beim Investieren. Als Anleger:in darf man nie den Glauben verlieren, dass nach einem Rückschlag wieder Höchststände erreicht werden. Dafür ist Optimismus nötig. Dennoch muss man sich den oft harten Fakten stellen, mit denen uns die Märkte konfrontieren. 

Die vergangenen Wochen lassen Hoffnung aufkommen, dass der Bärenmarkt des Jahres 2022 bereits hinter uns liegt. Doch wenn er bis Ostern, bis zum Sommer oder gar bis zu den nächsten Weihnachten nicht vorüber ist, werden wir trotzdem die Veranlagung mit ruhiger Hand durch den Sturm steuern. 
 

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