Unerfüllte Erwartung

Bei meiner Hochzeitsrede im Jahr 2014 sorgte ich für überraschte Gesichter. Auf die Frage: „Was ist das Geheimnis einer glücklichen Ehe?“, antwortete ich: „Geringe Erwartungen!“

Einige Gäste wirkten irritiert. Ist eine geringe Erwartung nicht etwas Negatives? Glaubt er etwa nicht an das Glück seiner Ehe? Doch, das tue ich: Es ist einfacher, eine geringe Erwartung zu erfüllen als eine hohe. Denn so lautet die Glücksformel:

Lebensglück = Realität minus Erwartung

Vergangene Woche verschickten wir eine Kundeninformation Gutmann Aktuell. Die Aktienmärkte waren weltweit um mehr als 10% eingebrochen, besonders die großen Technologiewerte, die Magnificent 7, wurden stark abgestraft. Wer investiert, kann sich dem Markt nicht entziehen. Wir auch nicht. Doch wir konzentrieren uns auf erfolgreiche Geschäftsmodelle. Wir setzen auf Qualität und Langfristigkeit, sind breit aufgestellt und seefest – noch bevor der Sturm kommt.

Die Situation richtig einordnen

Seit Jahren bemühe ich mich, die Erwartung unserer Kundinnen und Kunden realistisch zu halten. Wenn die Aktienmärkte fallen, werden die Werte der Gutmann Vermögensverwaltung nicht steigen. Sorry, das ist hart – aber unvermeidlich. 

Ein Kunde empfand unsere Gutmann Aktuell-Aussendung dennoch als unangemessen. Quasi als Eigenlob, obwohl „Geld verloren wurde“. 

Wie wir Herausforderungen begegnen, hängt maßgeblich davon ab, wie wir die Situation einordnen. Wer jeden Rückschlag an der Börse als „Geldverlust“ sieht, sollte nie einen signifikanten Betrag in Aktien investieren. 

Selbst Warren Buffett – der erfolgreichste Investor aller Zeiten – erlebte mehrmals Rückschläge von über 50%! Wo wäre er heute, wenn er nicht trotzdem an seine Strategie geglaubt hätte? Von ihm stammt übrigens auch die Idee der geringen Erwartungen. 

Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung

Unsere Gutmann Strategie verfolgt vor allem ein Ziel: Permanenten Kapitalverlust vermeiden. Kursrückschläge sind kein Fehler – sie sind ein grundlegendes Merkmal der Börse. Es wäre absurd, sich dafür zu rechtfertigen. Ich entschuldige mich schließlich auch nicht für das Wetter, das ich genauso wenig beeinflussen kann. 

Sehr wohl gibt es aber Gesprächsbedarf, wenn man schlecht vorbereitet ist und dann ohne Schirm im Regen steht.

Unsere Aussendung hatte einen positiven Ton. Zu Recht, denn unter den gegebenen Wetterbedingungen haben wir einen guten Job gemacht. Ja, es hat geregnet und gestürmt. Gut, wer solche Situationen aushält und nicht vorschnell handelt. Denn wenn die Sonne wieder scheint, sind wir dann noch da, um sie zu genießen. 

PS: Falls Sie die Aussendung verpasst haben – hier können Sie sie nachlesen.